Bericht zur Berlinfahrt vom 13. — 17. September 2022
Höher, schneller, weiter — Aber Erfolg ist nicht nur an Ergebnissen zu messen!
Die JKG-Mädchen der Wettkampfklasse III Fußball (Jahrgänge 2008–2010) weilten, begleitet von ihren Lehrern Lutz Links und Theresa Blug, vom 13.–17. September 2022 in Berlin und vertraten als Landesmeister in ihrer Altersklasse das Saarland und das Johannes-Kepler-Gymnasium beim Bundesfinale von „Jugend trainiert für Olympia“. Von ursprünglich 1000 angetretenen Mannschaften deutschlandweit erreichten die Fußballerinnen vom JKG Lebach einen beachtenswerten zwölften Platz.
Angetreten mit einer Mannschaft, die mit nur einer Ringerin zwar fast ausschließlich aus Fußballerinnen, jedoch überwiegend aus den jüngeren Jahrgängen 2008 und 2009 zusammengestellt war, wollte man sich im bundesweiten Vergleich messen. In der Vorrunde traf man jedoch auf teils übermächtige Gegner, die schon aufgrund der schulspezifischen Rahmenbedingungen sowohl physisch als auch in technisch-taktischer Hinsicht schlichtweg überlegen waren. So sind selbst knappe Niederlagen, wie zum Beispiel ein 0:2 gegen die Vertreterinnen aus Brandenburg von der Sportschule Potsdam, als Erfolg einzustufen, wenn man bedenkt, dass diese Mannschaft ausschließlich mit Spielerinnen des FFC Turbine Potsdam (incl. professionellem Fußballtrainer) bestückt war und ganzjährig in dieser Zusammensetzung viermal wöchentlich trainiert.
In der sogenannten „Trostrunde“ (Plätze 9–16) sahen sich die Fußballerinnen vom JKG schon eher Mannschaften auf Augenhöhe gegenüber und konnten diese Partien auch durchweg sehr erfolgreich bestreiten. Lediglich das „Südwest-Derby“ gegen Rheinland-Pfalz wurde gegen einen sehr starken Gegner aus Trier, und späteren Gewinner der Trostrunde, deutlich verloren. In den Spielen gegen das Goethe-Gymnasium Bischofswerda und die 68. Oberschule der Stadt Leipzig konnten zwei klare Siege eingefahren und mit einem Torverhältnis von 16:2 geradezu ein Torregen erspielt werden, der die anfänglichen Misserfolge schnell in den Schatten stellte.
Unglücklicherweise konnte das letzte Platzierungsspiel gegen die Mannschaft aus Bayern trotz größter Überlegenheit und einer Vielzahl bester Tormöglichkeiten, die aber leider ungenutzt blieben, nicht gewonnen werden, sondern musste mit 0:0 nach regulärer Spielzeit im 7m-Schießen entschieden werden. Das 7m-Schießen entwickelte sich mehr und mehr zur mentalen Belastungsprobe, als nach den ersten 5 Schützinnen keine Endscheidung erzielt war und das Procedere im „Sudden Death“-Modus fortgesetzt wurde. Aber auch die folgenden 5 Duelle brachten noch keine Endscheidung, sondern erst das elfte Entscheidungsschießen, leider zu Ungunsten der Lebacher Fußballmädels.
Aber auch in dieser „Niederlage“ lassen sich viele positive Aspekte finden, wie zum Beispiel das Verhalten unserer Mannschaftsführerin Nele Lauer, die sich trotz Verletzung Sekunden vor Schluss nochmals einwechseln ließ, um im 7m-Schießen Verantwortung und einen Schuss zu übernehmen. Oder die Nervenstärke von Sophia Herrmann und Charlize Kirsten (beide jüngerer Jahrgang), die beide souverän sogar jeweils zwei Schüsse verwandelten. Aber allen voran sicherlich die Leistung unserer Torhüterin Mia Morscheid, die, obwohl sie eigentlich keine Torhüterin, sondern Feldspielerin ist, und sich nur aus Mangel an Alternativen bereit erklärt hatte als Torfrau zu agieren, in dieser Drucksituation nochmal einen Glanzpunkt auf eine ohnehin großartige Turnierleistung setzte. Bereits über den gesamten Turnierverlauf hatte sie schon hervorragende Leistungen gezeigt, wuchs aber im Laufe des 7m-Schießens mit drei gehaltenen und zwei eigens verwandelten Schüssen noch einmal über sich hinaus.
Auch weitere Spielerinnen sind im Verlauf des Turniers bis an ihre physische und psychische Leistungsgrenze gegangen und darüber hinaus. Obwohl sie zum Teil auf für sie ungewohnten Positionen agieren mussten, fanden die Fußballerinnen des JKG im Laufe des Turniers immer besser zusammen. So stellte sich auch die Umstellung unserer angeschlagenen Kapitänin Nele Lauer in die zentrale Abwehrposition als sehr positiv heraus. Zum einen wurde unsere defensive Stabilität gestärkt, vor allem entwickelten wir mit Emma Backes als dynamischer Antreiberin im Mittelfeld viel mehr Torgefahr, was sich bereits im ersten Spiel nach der Umstellung mit den ersten eigenen Torerfolgen auszahlte, unter anderem ein direkt verwandelter Freistoß von Emma selbst. Franka Backes und Angelina Johann zeigten sich nicht nur im 7m- Schießen mit 1 bzw. 2 verwandelten Schüssen als nervenstark. Über den gesamten Turnierverlauf zeigten die beiden Außenverteidigerinnen eine sehr zweikampfstarke Leistung, wobei besonders die Jüngste im Team, Franka, stets mit Wille, Einsatzfreude und Kampfgeist glänzte. Sophia Herrmann und Charlize Kirsten bildeten das kreative Zentrum unserer Offensivabteilung und konnten beide eine Vielzahl an Toren und Torvorlagen erzielen. Alia Schmitt war trotz Krankheit und zwischenzeitlichem Verlust der Stimme das Laufwunder der Mannschaft, hatte immer ein Lächeln auf dem Gesicht und war mit ihrem sonnigen Gemüt allzeit ein großer Motivator. Mirja Blank und Emma Steuer gehörten zur schnellen Eingreiftruppe, die, egal welche Aufgaben an sie gestellte wurden, stets ohne Klagen ihren Einsatz für die Mannschaft leisteten. Sei es auf der ungeliebten Torhüterposition oder die undankbare Aufgabe die sowohl körperlich als auch fußballerisch überragende Spielerin aus Rheinland-Pfalz in Manndeckung zu nehmen. Eine großartige Leistung unserer Kämpferin und Ringerin Emma Steuer. Alles in allem eine Turnierleistung, auf die die Mannschaft und auch jede einzelne Spielerin stolz sein kann!
Sozio-kulturelles Rahmenprogramm trotz sportlichem Fokus
Von „Berlin Tag und Nacht“ bis „Hart aber Fair“
Auch wenn der sportliche Wettstreit bzw. das Messen und Vergleichen der fußballerischen Qualitäten bei diesem Ereignis im Vordergrund stand, dürfen bei einer solchen Schulfahrt in unsere Hauptstadt pädagogische und kulturelle Aspekte nicht gänzlich vernachlässigt werden. So sorgte schon die gemeinsame Unterbringung mit weiteren 300–400 Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Teilen der Republik und verschiedenen Sportarten für regen Austausch und neue Freundschaften unter den Athletinnen und Athleten. Dabei knüpften die JKG-Mädchen schnell erste Kontakte und hatten sich bereits am ersten Abend schon sehr gut mit den Fußballerinnen aus Sachsen und Nordrhein-Westfalen angefreundet.
Am Anreisetag mit langer Zugfahrt, offizieller Akkreditierung am Berliner Hauptbahnhof und anschließendem beschwerlichen, vor allem schwerbepackten Fußweg zum Hotel „Meininger Tiergarten“ in Berlin Moabit, wollten die Schülerinnen zuerst einmal in Ruhe ihre Zimmer beziehen und den Trubel im vollgepackten Hotel aufsaugen. Da durch die lange Anreise und die täglichen sportlichen Wettkämpfe nur bedingt Zeit zum Sightseeing blieb, einigte man sich mit dem begleitenden Lehrpersonal am zweiten Tag auf einen Stadtspaziergang vom Potsdamer Platz, vorbei am Brandenburger Tor ‑wo die Schülerinnen eine feiernde Hochzeitsgesellschaft vorfanden- und dem Reichstag bis zur Spree.
Am nächsten Tag hieß das Ziel Alexanderplatz, wo sich die Fußballerinnen von der Größe des Fernsehturms doch recht beeindruckt zeigten, sich aber umso mehr über die zwei Stunden Shopping-Zeit am Alex freuten. Im Anschluss wurden sie von ihren Lehrkräften etwas überraschend auf eine kleine What’sApp-gesteuerte Stadtrally geschickt, die sie mit Bravour meisterten: Vom Alexanderplatz zur Körperwelten-Ausstellung, vorbei am Neptunbrunnen und dem Dom bis zur U‑Bahn-Haltestellt Museumsinsel mit dem bekannten Sternenhimmel. Dort trafen sie wieder auf ihre Lehrkräfte und sollten nun ‑entsprechend den Erfahrungen der letzten Tage- die Gruppe eigenständig mit Bus, S- und U‑Bahn zum Hotel navigieren. Auch dies gelang den Mädels eindrucksvoll sicher und fehlerfrei.
Auch das selbst zu organisierende Mittagessen wurde von den Schülerinnen zwar in einfacher, wenn auch routinierter Art und Weise gemeistert. Kulinarisch wurde Berlin daher eher niederschwellig erkundet, was mit Burger-Buden, Döner-Läden und Pizza-Bestellung auf’s Hotelzimmer nun mal auch vielmehr dem klassischen Stil der Jugend als der gehobenen Küche entsprach.
Da am Rückreisetag schon um 06.20 Uhr das Hotel Richtung Berlin Hauptbahnhof verlassen werden musste, war der vierte Tag bereits der letzte richtige Tag in Berlin, an dem die Gruppe am Nachmittag bei der Landesvertretung des Saarlandes in den Ministergärten eingeladen war und dort von Staatssekretär Benedyczuk empfangen und begrüßt wurde. Im Laufe des Nachmittages erschien sogar Ministerpräsidentin Anke Rehlinger ‑früher selbst Leichtathletin und mehrfache Teilnehmerin am Bundesfinale von JtfO in Berlin‑, sprach ganz zwanglos mit den Gästen und gratulierte den anwesenden Schülerinnen und Schülern zu ihren großartigen Leistungen.
Am Abend stand die große Abschlussveranstaltung mit Disco auf dem Programm. Nachdem am Vormittag bereits auf den jeweiligen Sportstätten die Plätze 4–16 gekürt wurden, fand die Medaillen-Zeremonie für die Bestplatzierten in den verschiedenen Disziplinen und Wettkampfklassen im Berliner Velodrom mit knapp 5000 Athletinnen und Athleten statt. Bei der Siegerehrung mit umfangreichem Rahmenprogramm und beeindruckenden Artisten und Künstlern überreichten ehemalige JtfO-Teilnehmer und heutige Olympiasieger, wie z.B. Michael Greis (Biathlon), Jonas Reckermann (Beach-Volleyball) und Ole Bishop (Judo) die Medaillen. Doch das große Highlight war die Party im Anschluss, bei der die Jungen und Mädchen aus allen Teilen Deutschlands mit Livemusik und Lasershow bis 23.00 Uhr ausgelassen feierten, Kontakte knüpften und Freundschaften schließen konnten.
Nicht nur beim Rückmarsch durch das nächtliche Berlin, sondern bereits die ganze Woche zeigten sich die JKG-Fußballerinnen, die immer einheitlich gekleidet auch als Mannschaft zu erkennen waren, von ihrer besten Seite. Mehrfach wurden die Lehrkräfte von Personal (z.B. Zug und Restaurant), wie auch von Passanten auf das stets vorbildliche Verhalten der Gruppe angesprochen. Eine ältere Frau, die mit ihren beiden Enkeln im öffentlichen Nahverkehr unterwegs war, sagte, sie habe „schon lange keine so höfliche und hilfsbereite Gruppe junger Damen erlebt“. Insgesamt waren die Schülerinnen sowohl auf als auch neben dem Platz hervorragende Repräsentanten für das Johannes-Kepler-Gymnasium Lebach, sowie großartige Botschafterinnen des Sports für das Saarland.
Getreu dem Olympischen Motto „Dabeisein ist alles“ war für einige Mädchen das persönliche Foto und der kurze Plausch mit Johannes Oerding das absolute Highlight dieser erlebnisreichen Woche. Der Sänger war überraschend auf der Sportanlage nur weniger Meter neben ihnen stehend von den Mädchen erkannt worden. Beim kurzen Smalltalk während einer Fülle an Gruppen- und Einzelfotos mit dem Star, stellte sich heraus, dass er privat dort war, um seiner Nichte, die ebenfalls Teilnehmerin des Bundesfinale für Mädchenfußball war, zuzuschauen.
Fazit
Am Ende steht ein 12. Platz bei den Deutschen Schulmeisterschaften von Jugend trainiert für Olympia, was ein herausragender Erfolg ist, für ein Projekt, das im vergangenen Schuljahr als Versuch mit der erstmaligen Meldung einer Fußball-Mädchenmannschaft am JKG begann und in einer großartigen Präsentation unserer Schule in Berlin gipfelte. Die Schülerinnen haben viele Erfahrungen auf und neben dem Platz sammeln können, Verbindungen geknüpft, Freunde gefunden oder Freundschaften vertieft und wahrscheinlich eine unvergessliche Woche in Berlin erlebt. Auf dass sie auch weiterhin Botschafterinnen des Sports sein werden und auch in Zukunft über ihre Erfahrungen beim Bundesfinale 2022 berichten und so zum Sporttreiben und Leistungsstreben motivieren.