Vier Tage Berlin – inklusive An- und Abreise. Da bleibt nicht viel Zeit für unsere Bundeshauptstadt. Dachten womöglich einige. Tatsächlich hat der Politik-LK des Johannes-Kepler-Gymnasiums von Herrn Omlor unter Beweis gestellt, was in vier Tagen alles möglich ist. In der Theorie spricht man immer wieder von „außerschulischen Lernorten“ – und diese vier Tage in Berlin haben gezeigt, wie viel man tatsächlich außerhalb des Klassenzimmers lernen kann.
Start war sonntagsmorgens um 06:30 am Saarbrücker Hauptbahnhof, knappe 7h später stiegen wir in Berlin aus und bezogen unsere Unterkunft in unmittelbarer Nähe der Hackeschen Höfe und des Friedrichstadt-Palasts. Anschließend warfen wir uns bei durchaus frostigen Temperaturen mit unserem Städte-Guide Frau Stahl-Steiner direkt ins Berliner Getümmel und starteten einen ersten Stadtrundgang, der uns bereits einen schönen Einblick in die Berliner Sehenswürdigkeiten bot: Die vielen Botschaften unter den Linden, der Berliner Dom sowie schließlich das Brandenburger Tor ließen einen nur staunen. Das langersehnte Fotoshooting vorm Brandenburger Tor rundete unseren größeren Spaziergang noch einmal ab. Vor dem Pergamonmuseum ergab sich – zumindest für die Schüler – noch ein kleines Highlight als sie einen bekannten Influencer erkannten und zum Foto baten. Der Abend endete mit einem gemeinsamen Abendessen am Hackeschen Markt.
Der zweite Tag war geprägt durch den Besuch des Deutschen Bundestags. Es war beeindruckend sich die Keimzelle unserer Demokratie hautnah anzusehen. Zwar fiel der angedachte Termin mit unserer Wahlkreisabgeordneten Nadine Schön krankheitsbedingt aus, was allerdings durch ihre beiden sowohl kompetenten als auch hilfsbereiten Referenten, die uns eine nicht nur zeitaufwändige, sondern auch faszinierende und beeindruckende Führung durch das komplette Reichstagsgebäude boten und uns auf faszinierende Details aufmerksam machten, nicht ins Gewicht fiel. Sie zeigten uns unter anderem ein Denkmal für alle demokratisch gewählten Abgeordneten des Reichstages von 1919 bis 1999. Hier konnten wir auch bekannte Namen wie z.B. Angela Merkel oder Helmut Kohl entdecken. Außerdem sahen wir ein Denkmal für die ehemalige Grenze zwischen Ost und West, die mitten durch den heutigen Bundestag verläuft.
Auch dadurch wurden wir an dieses wichtige Thema erinnert, was uns an diesem Tag noch weiter beschäftigen sollte, ging es gegen Abend doch noch zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas, welches sehr eindrucksvoll und den SchülerInnen die Möglichkeit bot den Ermordeten zu gedenken und sich vor Augen zu führen, wozu Teilung und Hass führen. Nach dem abschließenden Besuch der Reichstagskuppel bei strahlendem Sonnenschein und herrlichem Blick über ganz Berlin ging es im Anschluss zur „Topografie des Terrors“ – einem Originalteil der Berliner Mauer. Die anschließende Freizeit nutzten die SchülerInnen, um das Museum „Topographie des Terrors“ zu besuchen. Das Museum ist ein bestehendes Projekt zur Dokumentation und Aufarbeitung des Terrors durch den Nationalsozialismus in Deutschland während der Herrschaftszeit von 1933 bis 1945 und dient dem Kampf gegen das Vergessen. Andere SchülerInnen frönten ausgiebig dem Konsum bei Kult-Currywurst-Ständen oder der Mall of Berlin.
Der dritte Tag war zweigeteilt aufgebaut. Der Morgen und der Mittag waren von einer eher düsteren Atmosphäre begleitet, begaben wir uns doch zur East-Side-Gallery. Professionelle Künstler wurden beauftragt das Vermächtnis des Terrors – die Berliner Mauer – durch ausdrucksvolle Kunst zu einem Symbol der Freiheit zu formen. Nicht zum letzten Mal an diesem Tag wurden den SchülerInnen die Verbrechen der DDR-Regierung vor Augen geführt. In kleinen Gruppen oder still und alleine für sich betrachteten wir die eindrucksvollen Kunstwerke, gedachten den Opfern der Mauer oder versuchten sich vorzustellen, wie das Leben in dem noch vor knapp 30 Jahren geteilten Berlin ausgesehen haben muss.
Wie das Leben vor dem Mauerfall in Berlin aussah, wurde uns kurze Zeit später vor Augen geführt als wir die Mauergedenkstädte in der Bernauer Straße besuchten. Animierte Kurzfilme veranschaulichten hier erneut, wie tödlich die Mauer bzw. ein Fluchtversuch aus der DDR sein konnten. Stacheldraht, Selbstschussanlagen, Nagelmatten, Soldaten, Hunde – eine Flucht war fast unmöglich. Der sogenannte „Todesstreifen“ kostete mindestens 140 Menschen das Leben. Ein Stück dieses erhaltenen Todesstreifens ist in der Bernauer Straße als Gedenkstätte erhalten geblieben und führte den SchülerInnen nicht nur vor Augen, wie unüberwindbar die Berliner Mauer war, sondern dass unter den Opfern selbst Kinder waren.
Um diese Beklemmung und zu Beginn angesprochene düstere Atmosphäre ein wenig aufzulockern, begab sich der LK anschließend auf einen Weihnachtsmarkt, um dort die Weihnachtsstimmung in Berlin zu genießen. Aber selbst auf dem Weihnachtsmarkt kann man der Geschichte Berlins nicht entgehen, wozu leider auch der Terroranschlag vom 19. Dezember 2016 auf den Breitscheid-Platz vor der Berliner Gedächtniskirche und die seitdem gängigen Sicherheitsmaßnahmen gehören.
Um den Tag ausklingen zu lassen begab man sich zum Friedrichstadt-Palast, um sich dort die „Grand-Arise-Show’’ anzusehen. Diesem Punkt standen die SchülerInnen zuerst skeptisch gegenüber, handelte es sich doch dabei um ein Kompaktpaket aus Tanz‑, Stunt- und Gesangsshow. Die Show jedoch begeisterte sein Publikum – inklusive unserer SchülerInnen, die sich eingestehen mussten: Manchmal muss man halt zu seinem Glück gezwungen werden – oder anders gesagt: manchmal hat der Lehrer halt doch Recht!
Der vierte und zugleich letzte Tag startete gemütlich. Nach dem Auschecken aus dem Hotel begab man sich zu Fuß über die Museumsinsel in Richtung Nikolaiviertel, wo als Abschluss der Exkursion eine Bootsfahrt auf der Spree wartete. Bei Sonnenschein, aber eisigen Temperaturen erkundete man Berlin aus einer anderen Perspektive. Auf der teils zugefrorenen Spree durchfuhr man das Regierungsviertel mit Bundeskanzleramt, passierte den Reichstag, den Berliner Dom und das Stadtschloss, das Haus der Kulturen der Welt und vieles mehr. Als letzten Tagesordnungspunkt fuhren wir mit der Tram zum Schloss Bellevue, dem Amtssitz unseres aktuellen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Den Abschluss bildete das Ersteigen der Siegessäuleüber viele hundert Stufen. Der Lohn aber war ein letzter atemberaubender Blick über Berlin, der den Abschied allerdings nur ein wenig erleichterte.
Anschließend ging es Richtung Hauptbahnhof und zurück Richtung Saarland, mit vielen Erinnerungen im Gepäck und einem Lächeln im Gesicht.
Auf Wiedersehen, Berlin!